Queer

Queer wird von einigen als anderes Wort für schwul benutzt. Für andere ist es ein neudeutscher Begriff für alles, was mit sexueller Orientierung und geschlechtlicher Identität zu tun hat. Er ist ein sprachliches Sammelsurium für alle von der vermeintlichen Norm abweichenden Menschen.

Der eigentlichen Hintergrund von queer ist dabei den wenigsten bekannt. Aber fangen wir lieber von vorne an. Wer ins Wörterbuch schaut, findet als Übersetzung: komisch, seltsam oder anders. Zusätzlich wurde es als Schimpfwort für Homosexuelle genutzt. Wie beim deutschen Wort schwul, konnte hier aber durch die kämpferische Selbstbezeichnung von Betroffenen auch eine wertneutrale Bedeutung etabliert werden.

Zentral an queer ist das anders Sein. Damit befasst sich eine ganze Wissenschaft, die Queer Studies bzw. Queer Theory. Diese untersucht alle sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten, die nicht der vorgegebenen Norm entsprechen. Unsere Gesellschaft ist heteronormativ in dem Sinne, dass sie einerseits von der Heterosexualität als vorgeschriebene Norm ausgeht und andererseits nur zwei Geschlechter zulässt.

In der Queer Theory werden drei Aspekte unterschieden: Sex, Gender und Desire. Sex bezeichnet hier das biologische Geschlecht und körperliche Merkmale. Gender ist das soziale Geschlecht bzw. die Geschlechterrolle. Zu guter Letzt ist Desire die Begierde, also das was eine Person als sexuell ansprechend empfindet. Heteronormativ betrachtet sind diese drei Aspekte fest miteinander verbunden: Es gibt nur Männer und Frauen. Diese haben von Natur aus geschlechtsspezifische Eigenschaften, Verhaltensmuster und Begierden. Dass es mehr als diese beiden Geschlechter gibt, kann aber bereits anhand der Existenz von intersexuellen Menschen widerlegt werden, die sowohl männliche als auch weibliche körperliche Merkmale besitzen.

Queer umfasst alle nicht-heteronormativen Gruppen wie beispielsweise Lesben, Schwule, Bisexuelle oder tans* Menschen. Es stellt somit eine kurze und handliche Beschreibung all dieser Menschen dar, ohne eine bestimme Gruppe außen vor zu lassen. Queer sein folgt dem Ansatz, dass man anders als die Mehrheit sein kann, ohne weniger wert zu sein als diese.

Video